Nach einer wieder mal verregneten Nacht gings heute früh im Rekordtempo ans Zelt abbauen – es reicht ja wenn das Zelt nass ist, müssen nicht wir auch noch waschlnass werdn.
Danach ging es in die kanadische Hauptstadt: Ottawa, mit 812.000 Einwohner nicht gerade die größte Stadt Kanadas. Aber eine der schönsten – und das können wir jetzt schon sagen. In Ottawa haben wir dann eine Tour durchs Kanadische Parlament und den obersten Gerichtshof gemacht. Und dabei natürlich sehr viel und interessantes über die Stadt selbst erfahren.
Hauptgrund Ottawa als Hauptstadt zu wählen war, dass die Stadt ziemlich zentral zwischen dem englischsprachigem Westen und dem französischen Osten liegt. So zentral, dass die Stadt zweigeteilt ist. Südlich des Ottawa Rivers liegt die Provinz Ontario (zu der auch Toronto gehört, Hauptsprache ist hier Englisch) und nördlich des Flusses ist Quebec (Montreal und Quebec City gehören dieser Provinz an und gesprochen wird hier Französisch). Ein weiterer Grund ist, dass sich die Amerikaner am Weg in den Norden in den unendlich großen Wäldern verirren und somit nie in die kanadische Hauptstadt finden würden – blöd nur, dass es heutzutage schon GPS gibt… Eine weitere Sage besagt, dass Queen Victoria 18irgendwas Ottawa als schönste Stadt Kanadas dazu verpflichtet hat sich Hauptstadt zu nennen.
Wie ihr bereits gelesen habt war damals Queen Victoria in Kanada präsent und das heutige Staatsoberhaupt ist Queen Elizabeth II. Genau – die englische Königin! Der nebenbei auch Australien gehört. Sie und ihr Mann Philipp waren 2010 das letzte Mal in Kanada um am Victoria Day (kanadischer Staatsfeiertag) den Feierlichkeiten beizuwohnen. Als “Chefin” ist sie auch Vorsitzende im Senat, welchen wir heute auch zu Gesicht bekommen haben. Dort mussten wir aber erfahren, dass sie in den 70er Jahren das letzte Mal an einer Senatssitzung teilgenommen hat. In ihrer Abwesenheit wird sie vom Gouverneur und seiner Frau vertreten.
Ganz witzig war auch zu erfahren, dass wenn die Queen abtreten oder abdanken sollte, Kanada selbst bestimmen kann, wer die Nachfolge antritt. In England ist es ja der gesetzliche Thronfolger, in diesem Falle Prinz Charles, aber Kanada hätte die Möglichkeit ihn zu überspringen und den Thron an seinen Sohn, Prinz William, zu vergeben. Das gleiche gilt, wenn die Queen ihr Amt in England niederlegt – sie wäre trotzdem weiterhin das Staatsoberhaupt Kanadas, außer sie legt auch hier ihr Amt zurück.
Da der Senat im Moment nicht tagt war es möglich die Räumlichkeiten zu besichtigen. Das House of Commons tagt kommende Woche und so waren die Vorbereitungsarbeiten schon voll im Gange und wir konnten da leider nicht hinein. Dafür konnten wir die prachtvolle Bibliothek bestaunen, die ausschließlich den kanadischen Parlamentsmitgliedern zur Verfügung steht. So eine wunderschöne Bibliothek haben wir noch nie gesehen! Gelegen ist das ganze seitlich des Parlamentsgebäude in einem eigenen, kreisrunden Bau der aber vom Hauptgebäude aus zugänglich ist. Die Innenausstattung ist aus dunklem Holz und sehr verspielt mit kleinen Bögen und Gängen, viel Liebe zum Detail – wie auch das restliche Gebäude.

Im obersten Gerichtshof durften wir uns dann die Sitzungssäle der zweiten und dritten Instanz ansehen. Hier gilt das gleiche wie in Österreich, dass bei einem unzureichenden Urteil bis in die 3. Instanz weiterverhandelt werden kann und je höher man geht, desto weniger bürgerlich wird es. In der 3. Instanz sitzt dann der gesamte Gerichtshof (9 Richter) mit sämtlichen juristischen Vertretern zusammen um das Urteil zu diskutieren. In der 1. Instanz entscheidet meist 1 Richter über persönliche Belangen der Bevölkerung, die dazu nicht einmal einen Anwalt bräuchten.

Vollgestopft mit all den Informationen zum kanadischen Recht gings weiter Richtung Osten nach Montreal. Aber dazu morgen mehr, gute Nacht!




